Wie aus Hidden Champions wahre Zukunftshelden werden
Franz Kühmayer
Trendforscher im Bereich Führungskräfte am Zukunftsinstitut © Foto: Zukunftsinstitut
Der Mittelstand steht auf der anderen Seite der auf exponenzielles
Wachstum gepolten Welt der Konzerne, in denen kurzatmiges Management von
einer Reorganisation zur nächsten hechelt und dazwischen in endlosen
Meetings fröhlich Bullshit Bingo spielt. Und doch: Im Schatten der
strahlenden globalen Marken wird der eigentlich positiv gemeinte Begriff
der „Hidden Champions” zum Fluch. Welche Chance hat man schon als Hinz
& Kunz GmbH gegen Google, Amazon und Uber? Derart vorbelastet
stellen KMUs oftmals zu unrecht das eigene Licht unter den Scheffel.
Mittelstandseigenschaften werden wichtig
Dabei könnten sie eine überzeugende Antwort auf die Diagnose des multiplen Konzernversagens liefern. Denn erstens werden klassische Mittelstandseigenschaften wieder wichtig. Während die Großen verzweifelt an Start-ups andocken, um ihre Innovationskraft aufzufrischen und agil zu werden, zeichnen kurze Wege, klare Entscheidungsstrukturen und Tüftlergeist im besten Sinn des Wortes den Mittelstand seit jeher aus. Zweitens können KMUs erstaunlich attraktive Arbeitgeber sein: Sinnstiftende Tätigkeiten, Verantwortung, Nachhaltigkeit – all das sind Themen, die Konzerne erst mühsam lernen müssen, die aber bei guten Mittelständlern gang und gäbe sind.
Drittens nivelliert die Digitalisierung das Wettbewerbsniveau. Während viele Mittelständler fürchten, chancenlos gegen die Übermacht der digitalen Elite zu sein, ist das Gegenteil der Fall. Die Technologierevolution macht es möglich. Alles das, was bislang nur die Großen konnten, ist heute oft nur eine Kreditkartenzahlung entfernt – und das ohne eigene Infrastruktur betreiben zu müssen. Und schließlich: Die Nähe zum Kunden wird wieder wichtig. Die hyper-individualisierte Konsumgesellschaft begünstigt mittelständische Unternehmen, indem sie eine Umkehr der kritischen Wettbewerbsfaktoren erzeugt. Statt klassisch industrieller Massenfertigung zählt nun die Losgröße 1: Das auf den einzelnen Kunden zugeschnittene Produkt. Das führt zu einer Aufwertung von Betrieben, die ganz nah an den Bedürfnissen ihrer KundInnen sind: Handwerk und Mittelstand.
Krisenzeiten sind Aufbruchzeiten
Die kommende neue Blüte des Mittelstands ist keine romantische Vorstellung und vor allem: sie sollte Betriebe keineswegs in Sicherheit wiegen, sondern im Gegenteil als Weckruf gelten. Es gibt viel zu tun. Den Wandel vom Patriarchat zu modernen Personalstrukturen einzuleiten; aus dem Generationenwechsel auch einen Genderwechsel zu machen und die klugen und tatkräftigen NachfolgerInnen ans Ruder zu lassen; Digitalisierung nicht zu verschlafen. Jetzt ist die Zeit zu handeln, um in eine blühende Zukunft aufzubrechen. Wer sich jedoch auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruht, wird von dieser Entwicklung nicht profitieren können.
Leadershipreport Herzblut
Was bedeutet gute Arbeit und wie kann Führung in turbulenten
Zeiten gelingen? Das beschreibt Franz Kühmayer in seinem aktuellen
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