Rainer Will
Geschäftsführer Handelsverband Österreich
Photo: Katharina Schiffl
Die österreichische Wirtschaft hat ein ganzheitliches Kreislaufwirtschaftsmodell erarbeitet, um die ambitionierten EU-Recyclingziele zu erreichen. Dieser 10-Punkte-Plan ist volkswirtschaftlich günstiger als die Einführung eines Pfandsystems, vermeidet die Belastung der Konsumenten und erfüllt alle abfallpolitischen Zielvorgaben.
Der 10-Punkte-Plan bezieht sowohl Betriebe als auch Haushalte und den Außer-Haus-Konsum mit ein und setzt an jenen drei Hebeln an, auf die es laut Experten ankommt: eine verbesserte Erfassung von Wertstoffen, die Optimierung der Sortierung sowie mehr Bewusstseinsbildung gegen „Littering“, das Wegwerfen von Abfall im öffentlichen Raum.
Bundesweit einheitliche Sammlung
Das ambitionierte Modell soll österreichweit ermöglichen, was jetzt schon in einigen Bundesländern funktioniert. Tirol, Vorarlberg und das Burgenland erfüllen längst die Sammelquote von 90 Prozent bei Kunststoffflaschen, die laut EU-Vorgabe bis 2029 erreicht werden muss. Der 10-Punkte-Plan soll aber auch bei anderen Wertstoffen die Abfallverwertung deutlich erhöhen.
Einer der Eckpunkte ist die österreichweit einheitliche Sammlung direkt in den Haushalten im Gelben Sack oder in der Gelben Tonne. Am Ende braucht es offene Verwertungspfade, gesetzliche Vorschriften sollten recyclingfreundlicher werden. Einen weiteren Schwerpunkt bildet der Freizeitkonsum. Derzeit gibt es auf Spielplätzen oder Wanderwegen oft nur einen Behälter für alle Abfälle, künftig soll es einen eigenen für Wertstoffe geben.
60 Millionen Euro Ersparnis
Mit diesem ganzheitlichen Modell könnte Österreich eine weit größere Wirkung erzielen als mit dem Pfandsystem von Umweltministerin Gewessler – und dabei noch Kosten im Ausmaß von 60 Millionen Euro pro Jahr einsparen. Das umfassende Konzept macht die Kreislaufwirtschaft alltagstauglich, unterstützt den Klimaschutz und stärkt die Nahversorgung. Viele kleine Händler könnten die mit einem Pfandsystem verbundenen Kosten nicht stemmen. Die Folgen wären eine Ausdünnung des ländlichen Raums sowie eine Erhöhung der CO2-Emissionen wegen längerer Autofahrten für den Einkauf. Daher unterstützt auch der Handel den 10-Punkte-Plan für eine alltagstaugliche Kreislaufwirtschaft.