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„Ohne Informationsbasis geht es nicht.“

Colorful lines on the futuristic globe connecting the cities of Europe.
Colorful lines on the futuristic globe connecting the cities of Europe.
iStock/imaginima

Der Schritt ins Ausland kann für ein Unternehmen ein Erfolg oder Reinfall werden. Welche Chancen die Internationalisierung für KMU bietet, berichtet Jonas Puck, Leiter des Instituts für International Business an der WU Wien.

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Jonas Puck

Leiter des Instituts für International Business an der WU Wien

Welche KMU sind für eine Expansion ins Ausland geeignet?

Fast alle KMU können von Auslandsaktivitäten profitieren. In Österreich sind es besonders Unternehmen, die nicht die breite Masse, sondern eine Nische bedienen. Hier ist die Gefahr nicht so groß, mit multinationalen Unternehmen zu konkurrieren. Es kommt aber auch auf die Branche an: Als Suppenhersteller muss ich bereits in verschiedenen Landesregionen unterschiedliche Geschmäcker bedienen. In Branchen mit globalen Standards und Kunden wie in der KfZ-Industrie oder bei Hochtechnologien ist es einfacher.

Und welche Länder machen ein solches Engagement interessant?

Rein ökonomisch betrachtet sind das Märkte, die besonders hohe Wachstumsraten im jeweiligen Geschäftsbereich bieten und wo die Nachfrage nach dem angebotenen Produkt sehr groß ist. In der Realität suchen KMU aber ausländische Märkte nicht nur nach Attraktivität aus. Sie zieht es häufig zu Beginn der Internationalisierung ins nähere Ausland, wo der Markt ähnlicher ist. Das Unternehmen kann dort mit einem größeren Selbstbewusstsein auftreten und muss weniger Informationen beschaffen.

Ein Schritt in die weite Ferne ist somit riskanter?

Das lässt sich nicht pauschal sagen. KMU haben oft mangels globaler Lieferkette den Vorteil, dass sich relativ leicht vorhersagen lässt, ob sich ein solcher Schritt lohnt. In der Praxis können sich natürlich Marktverhältnisse immer wieder ändern. In so einer Situation sind aber KMU im Vorteil: in einigen politisch sehr wechselhaften Regionen schöpfen KMU derzeit die Renditen ab, weil große Unternehmen hier das Risiko scheuen. Die sind nämlich nicht so flexibel wie KMU, die im Zweifelsfall ihre Zelte schnell abbrechen können.

Warum scheut dann noch so manches KMU diese Expansion?

Sie haben häufig geringere finanzielle Ressourcen für die Internationalisierung als große Konzerne. Zudem fehlen ausreichend Wissen und Personal. Da besteht also ein gewisses Risiko. Und gerade etablierte KMU bewegen ja sich auch meist in einem vertrauten gefestigten Umfeld und sind deshalb in der Hinsicht schon aus Tradition oft nicht ganz so wagemutig.

Was sind bei der Internationalisierung die größten Fehler?

Viele Gründer sind groß geworden mit einer starken Idee und tun sich schwer, Hilfe von außen zu holen. Sie entscheiden aufgrund von traditionellen Ansichten eher aus dem Bauch heraus, anstatt vorher eine notwendige strukturelle Analyse durchzuführen. Dann geht man in Länder, weil alle Mitbewerber gerade hingehen, weil man vor Ort wen kennt oder die Einwohnerzahl einen bestimmten Absatz verspricht.

Die wichtigste Frage ist aber: Was will ich dort wirklich machen? Ohne eine vernünftige Informationsbasis geht das aber nicht. Sonst bekommt man schnell interkulturelle Probleme – insbesondere wenn ein kaum landeskundiger Manager die Entscheidungskompetenz hat.

Wie können sich KMU denn vorab informieren?

Wir haben dazu in Österreich ein breit gefächertes Angebot von öffentlichen und teilstaatlichen Institutionen wie zum Beispiel die Wirtschaftskammer. Bei der Beantwortung von Fragen zur Situation vor Ort, Übersetzung, des Rechts, zu Standards in der Region sind diese Stellen sehr hilfreich. Aber auch die Universitäten sind ein Ansprechpartner bei der Internationalisierung – insbesondere bei der Aus- und Fortbildung von im Ausland effizient einsetzbarem Personal.

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