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Digitalisierung

Die Digitalisierung ist bei vielen KMUs noch keine Selbstverständlichkeit

Foto: faithie via shutterstock

Doris Schartinger 

Scientist, AIT Austrian Institute of Technology , Center for Innovation Systems & Policy

In einigen unserer wissenschaftlichen Projekte haben wir gesehen, dass es sich tatsächlich abzeichnet, dass einige KMUs Probleme bekommen könnten wenn es darum geht, dem Trend der Digitalisierung zu folgen. Unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass der Grad an Digitalisierung eines Unternehmens eher von der Branche sowie der Unternehmenskultur abhängen dürfte. Es gibt eine Reihe von Branchen, in denen Digitalisierung unumgänglich für das Überleben ist. Hier haben die jetzt am Markt operierenden Betriebe bereits investiert. Digitalisierung ist am schwierigsten in Betrieben durchzusetzen, in denen sie anfangs ein „nice to have“ aber keine Notwendigkeit ist, weil die Prozesse gerade bei geringer Größe in manchen Branchen auch analog gehandhabt werden können. Diese Betriebe leiden wohl nun auch am meisten durch die Social-Distancing-Maßnahmen im Rahmen der Pandemiebekämpfung, sowohl im Produktionsprozess als auch in ihren Kundenbeziehungen.

Viele KMUs sind auch Familienbetriebe: Deren Anteil liegt bei über 80 Prozent bei Unternehmen unter 30 Beschäftigten und bei über 60 Prozent bei Unternehmen unter 50 Beschäftigten. Bei Familienunternehmen zeigt sich, dass ihr Investitionsvolumen größennormiert geringer ist als bei anderen Firmen. Demnach nutzen Familienunternehmen einige moderne digitale Produktionstechnologien auch eher seltener als andere Unternehmen. Auffallend ist etwa der geringere Anteil von Familienunternehmen, die Betriebsdaten in ihren Maschinen und Anlagen automatisiert speichern. Dies deutet auf ein höheres durchschnittliches Alter des Maschinenparks von Familienunternehmen hin.

Gerade Familienunternehmen zeichnen sich oft auch durch eine höhere Risikoaversion aus. Die enge Verwobenheit von Familienunternehmen mit dem eigenen Umfeld lässt sie eher Trends aus der Vergangenheit weiter fortsetzen als einen Trendbruch herbeizuführen. Zusätzlich werden Nachfolgerinnen und Nachfolger von frühester Kindheit an durch die vorherige Generation sozialisiert und leben dann oft noch viele Jahre mit ihr unter einem Dach. Im besten Fall entwickeln sie dadurch ein vielfältiges Gespür, im ungünstigen Fall verhindert gerade dieses frühe Training notwendige Neuausrichtungen. 

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