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Die Attraktivität des Unternehmertums in Zeiten der Coronakrise

Photo: Jirapong Manustrong via iStock

Mag. Thomas Oberholzner

Institutsleiter der KMU Forschung

Photo: Marlene Fröhlich, www.luxundlumen.com

Trotz Verbesserungen in den vergangenen Jahren wird Österreich gemeinhin nicht als Land der Gründerinnen und Gründer wahrgenommen. Die Angst vor dem unternehmerischen Scheitern ist hierzulande stark ausgeprägt und liegt seit Jahren auf einem konstant hohen Niveau. Erhebungen im Rahmen des Global Entrepreneurship Monitors zufolge haben 45 % der Österreicherinnen und Österreicher Angst vor dem unternehmerischen Scheitern. Im Vergleich der teilnehmenden EU-Länder liegt Österreich damit auf Platz 13 von insgesamt 18. 50 % der Befragten sind der Meinung, dass selbstständig zu sein ein erstrebenswertes Karriereziel darstelle. Dieser Prozentsatz ist zwar über die Jahre angestiegen, aber auch bei diesem Indikator liegt Österreich lediglich auf Platz 13 von 15.

Analysen der KMU Forschung Austria zeigen, dass Unternehmer_innen hohen Arbeitsbelastungen – wie einem hohen zeitlichen Arbeitsausmaß, Stress, laufend neuen Arbeitsanforderungen durch technologische Veränderungen etc. – ausgesetzt sind. In der derzeitigen Krisensituation haben sich Ängste und Belastungen bei vielen Selbstständigen nun zusätzlich verschärft.

Als wesentlicher Motivationsfaktor für eine unternehmerische Tätigkeit steht an erster Stelle das Streben nach Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung. Die Arbeitszufriedenheit der Selbstständigen war in den vergangenen Jahren ausgesprochen hoch und Belastungen konnten zumeist durch qualitativ hochwertige Arbeit kompensiert werden. Die Unternehmer_innen schätzen vor allem ihre Autonomie, gestalterischen Freiraum und interessante, abwechslungsreiche Tätigkeiten. Die Möglichkeit einen Beitrag zu leisten, Probleme zu lösen und eigene Ideen umzusetzen führt bei vielen Selbstständigen zu einer hohen intrinsischen Arbeitsmotivation.

Diese Kernkompetenz unternehmerischen Handelns – gestalterischen Freiraum schöpferisch zu nutzen – ist vor allem in Zeiten von Umbrüchen und Krisen zentral, nicht nur für den einzelnen Betrieb, sondern für die Gesellschaft als Ganzes. Geschäftsmodelle sind anzupassen oder neu zu erfinden, um etwa neue Problemlösungen für die Pandemie zu entwickeln. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, die Attraktivität des Unternehmertums und des Gründens gerade jetzt aufrechtzuerhalten und weiter zu fördern, nicht zuletzt indem Unternehmer_innen Unterstützung, Solidarität und Wertschätzung erfahren. 

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