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So hilft Hightech bei der Evaluierung psychischer Arbeitsbelastungen

human eye and graphical interface. smart contact lens concept.
human eye and graphical interface. smart contact lens concept.
iStock/metamorworks

Der Einsatz modernster Technik zur Identifikation stresserzeugender Faktoren in der Arbeit ist State of the Art. Doch was bringt das überhaupt?

Wie kommt man Gefahrenstellen am Arbeitsplatz auf die Schliche? Meist werden nach Unfällen Überwachungsvideos ausgewertet, die unerfreuliche Ergebnisse zutage fördern: Fehler, die bei früherer Beobachtung vermieden hätten werden können. Bringt es daher Vorteile, Eyetracking und Co. zur Evaluierung der psychischen Arbeitsbelastungen einzusetzen?

So erkennt man Gefahrenstellen

Zur Wahl stehen eine ganze Reihe unterschiedlicher Methoden, um Stressbelastungen im Arbeitsalltag erkennen zu können. Am beliebtesten sind Fragebogenverfahren. Fast jedes Unternehmen, welches bei einem Evaluierungsprojekt begleitet wird, wünscht sich eine Mitarbeiterbefragung. Aus Expertensicht ist diese Wahl allerdings nicht immer ideal und meist auch nicht ausreichend, da Befragungen subjektiv sind und deren Ergebnisse, allein schon um dem Arbeitnehmerschutzgesetz (ASchG) zu entsprechen, mit zusätzlichen Methoden wie etwa Gruppeninterviews ergänzt werden müssen.

Beste Ergebnisse dank Hightech

Objektive Ergebnisse liefern insbesondere Verhaltensbeobachtungen. Hier kommt in letzter Zeit verstärkt Hightech zum Einsatz. Verschiedene Institute nützen auch mobiles Eyetracking und Videoanalysen, um Belastungsfaktoren zu identifizieren. Dabei werden mittels Eyetracking-Brille alle Blickfolgen eines Arbeitsablaufs aufgezeichnet, und das im Zehntelsekundenbereich. Störeinflüsse, die die Aufmerksamkeit beeinträchtigen, werden so schnell identifiziert, wobei manche dieser Einflüsse den MitarbeiterInnen gar nicht bewusst sind. In Befragungen würden sie also gar nicht erwähnt werden. Besonders wertvoll sind Eyetracking-Analysen auch, um Über- und Unterforderungen festzustellen. Man kann so unabhängig von der Mitarbeitermeinung feststellen, welche Arbeitsabläufe besonders stressig und welche vielleicht besonders ermüdend sind, um sie in weiterer Folge entsprechend umzugestalten, aber auch Schulungen daraufhin abzustimmen.

Neben Eyetracking-Brillen werden auch Videokameras eingesetzt, um Arbeitssituationen aufzuzeichnen und auszuwerten. Dafür kommen spezielle Kameras zum Einsatz, die sicherstellen, dass tatsächlich alle relevanten Blickwinkel und -richtungen abgedeckt werden. Der Vorteil der Videoaufzeichnung gegenüber der herkömmlichen Verhaltensbeobachtung ist zum einen, dass Ablaufsequenzen wiederholt abgespielt und detailliert ausgewertet werden können, und zum anderen, dass in Situationen aufgezeichnet werden kann, wo beobachtende Personen den typischen Arbeitsablauf stören würden bzw. es aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt ist, dass zusätzlich jemand präsent ist und zusieht.

Eyetracking zur Markenbildung

Eyetracking und Co. wird heute vor allem von größeren, namhaften Unternehmen eingesetzt. Kürzlich hat sich eine Eisenbahngesellschaft dafür entschieden, gemeinsam mit heimischen Experten ein solches zukunftsweisendes Projekt durchzuführen und mittels Eyetracking-Brille und Videoaufzeichnungen die Arbeitsplätze der Triebfahrzeugführer auf gesundheitsgefährdende Belastungen hin zu analysieren. Solche Unternehmen sehen darin die Chance, Job-Rahmenbedingungen bestmöglich zu optimieren, womit natürlich zugleich die Marke als verantwortungsvoller, attraktiver Arbeitgeber nachhaltig gefestigt werden kann.

Die Rechnung geht auf

Setzt man Nutzen und Kosten in Relation, kann davon ausgegangen werden, dass bald viele Betriebe die neuen Möglichkeiten zum Einsatz bringen werden, um ihre Produktions- und Arbeitsabläufe „hightech evaluieren“ zu lassen. Um also zur Eingangsfrage zurückzukehren: Bringt es Vorteile, Eyetracking und Co. zur Evaluierung der psychischen Arbeitsbelastungen einzusetzen? Die Einschätzung der ExpertInnen lautet in jedem Fall: Wenn man objektive Ergebnisse will, um nachhaltige Verbesserungen zu erzielen, dann ganz klar, ja.

Quelle: Institut zur Evaluierung psychischer Belastung am Arbeitsplatz GmbH

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